Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme machen etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland aus und sind damit zentral für den Klimaschutz. Die Wärmewende zielt darauf ab, den Energieverbrauch im Wärmebereich zu reduzieren und die Wärmeversorgung treibhausgasneutral und unabhängig von fossilen Energieträgern zu gestalten.
Effiziente Technologien für die Wärmewende:
Von Wärmepumpen und Holzpellet-Heizungen in Einfamilienhäusern über biogasbetriebene Blockheizkraftwerke für Mehrfamilienhäuser bis hin zu Wärmenetzen für ganze Stadtviertel, die Solarthermie, Erdwärme, Abwärme oder Biomasse nutzen – es gibt zahlreiche bewährte Lösungen, die erneuerbare Energien effektiv einsetzen.
Die Wärmewende vereint Maßnahmen zur Energieeinsparung und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Wärmeversorgung.
Warum ist eine kommunale Wärmeplanung wichtig?
Die Wärmewende erfordert eine strategische Planung, da fast die Hälfte des Wärmeenergiebedarfs in Deutschland auf Privathaushalte entfällt. Aber auch kommunale Gebäude und Gewerbeobjekte spielen eine entscheidende Rolle.
Eine kommunale Wärmeplanung sorgt für ein abgestimmtes Vorgehen aller beteiligten Akteure – wie Hausbesitzer, Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorger und die Kommunalverwaltung. Ohne eine klare Abstimmung fehlt oft die Orientierung für Investitionsentscheidungen und Handlungen.
Vorteile der kommunalen Wärmeplanung:
Mit einer klaren Planung können Kommunen die Wärmewende effektiv steuern und nachhaltige Wärmeversorgungslösungen umsetzen.
Die Stadtwerke Emden wurden von der Stadt mit der Durchführung der kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Dieser Prozess umfasst fünf zentrale Schritte:
Zunächst wird der gesamte Gebäudebestand im Stadtgebiet untersucht:
Anschließend wird analysiert, wie der Wärmebedarf gesenkt werden kann und welche regenerativen Alternativen vor Ort verfügbar sind.
Mögliche Optionen:
Diese Analyse identifiziert Gebiete, die sich für zentrale oder dezentrale Wärmeversorgung eignen.
Basierend auf den Ergebnissen aus der Bestands- und Potenzialanalyse werden Zukunftsszenarien entwickelt:
Die Stadt Emden möchte die Treibhausgasneutralität bereits bis 2040 erreichen und beschleunigt dafür die Klimaschutzmaßnahmen.
Auf Grundlage der bisherigen Analysen wird eine konkrete Strategie für das gesamte Stadtgebiet erarbeitet:
Die Strategie enthält erste Maßnahmen, die direkt nach Abschluss der Planung umgesetzt werden sollen.
Der Wärmeplan wird alle fünf Jahre überprüft und bei Bedarf an neue Entwicklungen angepasst.
Mit diesen Schritten wird Emden auf eine nachhaltige und zukunftsfähige Wärmeversorgung ausgerichtet.
Die kommunale Wärmeplanung basiert auf zwei wesentlichen gesetzlichen Regelungen:
Weiterführende Informationen findest Du in den entsprechenden Gesetzesdokumenten.
Die kommunale Wärmeplanung führt zu einer Wärmewendestrategie (Wärmeplan) für das gesamte Stadtgebiet. Dieser Plan enthält mindestens fünf konkrete Maßnahmen, die von der Kommunalverwaltung umgesetzt werden sollen, um die Wärmewende voranzutreiben.
Zusätzlich zeigt der Wärmeplan Gebäudeeigentümer*innen, welche Bereiche der Stadt für dezentrale Wärmeversorgung (z. B. Wärmepumpen) oder zentrale Wärmeversorgung (z. B. Wärmenetze) geeignet sind.
Digitaler Zwilling:
Ein digitales, datenbasiertes Abbild der Stadt wird erstellt, das den aktuellen Zustand und Szenarien für die Zukunft im Wärmekataster darstellt. Dieses Kataster wird den Bürger*innen online als interaktive Karte zur Verfügung stehen. Dort können Informationen zu:
Wichtig: Es besteht keine Verpflichtung, eine bestimmte Heizungsart einzubauen. Der Wärmeplan dient als Orientierung und Entscheidungshilfe.
Die kommunale Wärmeplanung ist in Niedersachsen durch das Niedersächsische Klimaschutzgesetz (NKlimaG) geregelt. § 20 des Gesetzes legt fest, dass Ober- und Mittelzentren wie die Stadt Emden die Planung bis zum 31. Dezember 2026 abschließen müssen.
Das Wärmeplanungsgesetz des Bundes (WPG) setzt für Kommunen mit 10.000 bis 100.000 Einwohnern eine Frist bis zum 30. Juni 2028.
Die Stadt Emden hat gemeinsam mit den Stadtwerken Emden im Frühjahr 2024 mit der Planung begonnen. Dank der bereits guten Datenlage wird die Fertigstellung voraussichtlich bis zum Frühjahr 2025 erfolgen.
Nach Abschluss muss der Wärmeplan laut NKlimaG alle fünf Jahre aktualisiert werden, um neue Entwicklungen und Erkenntnisse zu berücksichtigen (§ 20 Absatz 1 NKlimaG).
Die Erstellung eines Wärmeplans ist anspruchsvoll und mit mehreren Herausforderungen verbunden:
Diese Faktoren machen die kommunale Wärmeplanung zu einem umfassenden und vielschichtigen Prozess.
Der kommunale Wärmeplan beantwortet nicht die Frage, wer ein Wärmenetz zu welchen Konditionenwann und wo baut.
Mit der Fertigstellung des Plans, beispielsweise im Frühjahr 2025, wird lediglich festgelegt, welche Gebiete für zentrale Wärmeversorgung (z. B. Wärmenetze) oder dezentrale Wärmeversorgung (z. B. Wärmepumpen, Pelletöfen) geeignet sind.
Wichtig:
Die detaillierte Planung, Ausschreibung und Umsetzung der Maßnahmen erfolgen erst nach Abschluss der Wärmeplanung. Bis Wärmenetze tatsächlich gebaut und in Betrieb genommen werden, kann daher noch einige Zeit vergehen.
Die kommunale Wärmeplanung ist eine Fachplanung, über deren Ergebnisse Bürger*innen rechtzeitig informiert werden. Vor der endgültigen Beschlussfassung durch den Rat gibt es die Möglichkeit, Stellungnahmen, Anregungen und Änderungswünsche zum Entwurf des Wärmeplans einzubringen.
Einbindungsmöglichkeiten:
Zusätzliche Bürgerbeteiligungen hängen von den jeweils definierten Maßnahmen ab. Die Form und Intensität dieser Beteiligungen wird im Rahmen der Maßnahmenumsetzung entschieden.
Ein Wärmenetz bezeichnet die leitungsgebundene Wärmeversorgung von Gebäuden. Über isolierte, meist erdverlegte Rohrleitungen wird Wärme für Raumheizung und häufig auch Warmwasser direkt in angeschlossene Gebäude geliefert. Im versorgten Haus wird keine eigene Heizanlage benötigt, da die Wärme über eine Hausübergabestation ins Gebäude geleitet wird.
Nahwärme vs. Fernwärme:
Es gibt keine gesetzliche Unterscheidung zwischen Nah- und Fernwärme.
Wie wird die Wärme erzeugt?
Wärmenetze bieten eine zentrale und oft klimafreundliche Alternative zu individuellen Heizsystemen.
Die kommunale Wärmeplanung ermittelt, in welchen Gebieten von Emden Wärmenetze grundsätzlich möglich und geeignet sind. Ob eine bestimmte Straße angeschlossen wird, kann voraussichtlich erst nach Vorlage der Ergebnisse der Wärmeplanung im Jahr 2025 beantwortet werden.
Wenn die Planung zeigt, dass ein Wärmenetz in einem bestimmten Stadtgebiet sinnvoll wäre, werden anschließend vertiefende Analysen, wie Machbarkeitsstudien, durchgeführt. Diese prüfen im Detail die Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Wärmenetzes.
Ein neuer Netzbau oder eine Erweiterung bestehender Netze erfolgt durch die Stadtwerke Emden, sofern die Analysen positiv ausfallen. Wichtig ist, dass sich in dem Gebiet ausreichend Haushalte an das Wärmenetz anschließen, damit das Projekt wirtschaftlich umgesetzt werden kann.
Fazit:
Ob und wann eine konkrete Straße an ein Wärmenetz angeschlossen wird, lässt sich aktuell noch nicht sicher sagen.
Beim Anschluss an ein Wärmenetz fallen verschiedene Kosten für Gebäudeeigentümer*innen an. Dazu gehören:
Die genauen Kosten pro Kilowattstunde hängen von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise der Anschlussquote der Verbraucher*innen in Deinem Gebiet. Eine hohe Anschlussquote kann die Wirtschaftlichkeit und damit auch die Kosten positiv beeinflussen.
In Emden betreiben die Stadtwerke derzeit vier kleinere Nahwärmenetze.
Im Rahmen der Wärmeplanung wird geprüft, wie diese Netze erweitert und auf erneuerbare Energien oder unvermeidbare Abwärme umgestellt werden können. Ziel ist es, auch bei bestehenden Netzen die Klimafreundlichkeit weiter voranzutreiben.
Wenn Dein Gebäude nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden kann, gibt es verschiedene technische Alternativen, die je nach Gebäudetyp und Dämmstandard infrage kommen:
Die Wahl der passenden Alternative hängt von Deinem Gebäude, Deinem Energiebedarf und Deinen individuellen Anforderungen ab.
Aktuell kannst Du Deine Öl- oder Gasheizung ohne Einschränkungen weiter nutzen. Reparaturen sind ebenfalls weiterhin möglich.
Wichtig zu beachten:
Langfristig lohnt es sich, frühzeitig über klimafreundliche Alternativen nachzudenken.
Ja, eine kaputte Heizung darf weiterhin ohne zusätzliche Anforderungen repariert werden.
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) erlaubt Übergangslösungen, wenn Deine Gas- oder Ölheizung irreparabel defekt ist. Möglich ist beispielsweise der Einbau einer gebrauchten Gasheizung oder einer Miet-Gasheizung als vorübergehender Ersatz.
Übergangsfristen:
Nach Ablauf der Übergangsfrist muss auf eine klimafreundliche Heizung umgestellt werden.
Unser Tipp:
Sprich uns gerne an, um im Einzelfall die beste Übergangslösung für Dich zu finden. Weitere Informationen findest Du hier.