Interview mit dem Wasserschutzberaten Herrn Sparringa
Unterwegs für den Wasserschutz
Die Landwirtschaft prägt Ostfriesland. In einer richtungsweisenden Kooperation arbeiten die Stadtwerke Emden, Wasserschutzberater und die Landwirte der Region daran, eine grundwasserschonende und wirtschaftliche Landbewirtschaftung zu leben. Gemeinsam mit Clara Pernon und Jens Wienberg ist Hinrich Sparringa als Wasserschutzberater für das Trinkwassergewinnungsgebiet in Tergast/Simonswolde zuständig. BI UNS traf ihn zum Gespräch.
BI UNS: Herr Sparringa, was macht man als Wasserschutzberater?
Herr Sparringa: Wir beraten Landwirte in Wassereinzugsgebieten, also in der Nähe der Förderbrunnen. Dabei geht es vor allem um Düngung, Fruchtfolge und den Pflanzenschutz.
BI UNS: Was soll damit erreicht werden?
Herr Sparringa: In erster Linie geht es um Stickstoffeinsparungen. Stickstoff ist sehr mobil. Wenn er im Nitratformat vorliegt, kann er schnell ausgewaschen werden, z. B. im Winter bei vielen Niederschlägen. Dann gelangt er ins Grundwasser.
BI UNS: Wie kann man das verhindern?
Herr Sparringa: Da gibt es viele Möglichkeiten. Dazu gehört die Grünlandextensivierung oder die reduzierte Stickstoffdüngung im Maisanbau. Man kann auch Kulturen anbauen, die den Stickstoff binden oder auffangen sollen. Eine ist die Grasuntersaat bei Silomais. Für den Landwirt mindert das den Ertrag nicht. Aber wenn geerntet wird, ist da schon eine Grasdecke, die dann den Stickstoff bindet. Diese Anbauart konnten wir in den Wassereinzugsgebieten in den letzten Jahren sehr erfolgreich einführen.
BI UNS: Ist das denn nicht alles gesetzlich geregelt?
Herr Sparringa: Es gibt das Ordnungsrecht, das klare und strenge Richtlinien für das Wirtschaften in Wassereinzugsgebieten vorschreibt. Land und EU möchten aber noch mehr erreichen und setzen deshalb auf die Wasserschutzberater. Hier bei uns übernehmen wir das von der Landwirtschaftskammer als Dienstleister. Wir arbeiten mit freiwilligen Vereinbarungen. Finanziert wird das halb vom Land, halb von der EU. Die Maßnahmen werden aus der sogenannten Wasserentnahmegebühr des Landes finanziert.
BI UNS: Wie sieht so eine freiwillige Vereinbarung aus?
Herr Sparringa: Gemeinsam mit dem Landwirt legen wir bestimmte Maßnahmen fest. Das kann zum Beispiel die Grasuntersaat beim Silomais sein oder eben eine Grünlandextensivierung. Letztlich möchten wir mit den freiwilligen Vereinbarungen Anbausysteme etablieren und fördern, die Stickstoff einsparen.
BI UNS: Funktioniert das mit der Freiwilligkeit?
Herr Sparringa: Ja, das funktioniert sogar sehr gut. Das hat aktuell auch wieder das Umweltministerium in Hannover bestätigt.
BI UNS: Für die Landwirte bedeutet das manchmal auch weniger Ertrag. Da ist die Freude doch sicher überschaubar?
Herr Sparringa: Die Landwirte sind nicht verpflichtet, an unseren Beratungen teilzunehmen. Aber die Nachfrage ist sehr gut. Wir beraten eigentlich alle Landwirte, die einenGroßteil ihrer Flächen in Wasserschutzgebieten haben. Die Beratung ist immer kostenlos. Und nicht auf jede Beratung folgt auch eine freiwillige Vereinbarung. Wenn der Landwirt eine freiwillige Vereinbarung trifft, erhält er für die Nachteile und Mehraufwendungen einen Ausgleich.
BI UNS: Probieren Sie auch neue Verfahren zur Stickstoffeinsparung aus?
Herr Sparringa: Ja. Wir haben in der Landwirtschaftskammer auch ein eigenes Versuchswesen. Das liefert Impulse und Ergebnisse für unsere Arbeit. Übrigens auch umgekehrt.
BI UNS: Wie muss man sich das vorstellen?
Herr Sparringa: Ich frage dann beispielsweise ganz gezielt einen Landwirt, ob er auf einer Fläche nicht mal dieses neue Verfahren ausprobieren möchte. Nach einer gewissen Zeit findet dann ein Feldbegang statt. Oft gemeinsam mit anderen interessierten Landwirten. In unserem Verteiler sind rund 800 Landwirte, die wir regelmäßig informieren und einladen. Ergebnisse und Erfahrungen spielen wir natürlich ans Versuchswesen zurück. Außerdem ermutigt und bestätigt der praktische Versuch auch andere Landwirte, sich für ein bestimmtes System zu entscheiden.
BI UNS: Wo liegen die Herausforderungen?
Herr Sparringa: Es ist manchmal schon ein Balanceakt, den Wasserschutz voranzubringen und dabei alle Landwirte mitzunehmen und zu begeistern. Gerade im Augenblick haben viele Landwirte mit dem Image und den Preisen zu kämpfen. Ordnungsrecht und Politik sind weitere Faktoren. Bei unserer täglichen Arbeiten profitieren meine Kollegen und ich davon, dass wir uns über Jahre Vertrauen aufgebaut haben. Natürlich müssen wir auch mal sagen, wenn etwas nicht geht, ohne besserwisserisch zu klingen. Auf der anderen Seite bieten wir für gute Arbeit, also Wasserschutzmaßnahmen, auch faire Ausgleichszahlungen.
BI UNS: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besondere Freude?
Herr Sparringa: Sie ist abwechslungsreich. Man ist ebenso im Büro wie im Außendienst. Viel Freude macht die wirklich sehr kooperative Arbeit mit den Landwirten. Viele Maßnahmen besprechen wir auf dem Hof beim Tee am Küchentisch. Über die Jahre ist so eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit gewachsen, die den Wasserschutz und die Interessen der Landwirte gelungen verbindet.
BI UNS: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sparringa.